Um den eigenen technologischen Fortschritt zu messen, gibt es wahrscheinlich keine bessere Methode als den Vergleich. Wir vergleichen heute Deutschland mit den KI-Spitzenreitern Israel und den USA und zeigen Ihnen auf, wie wir im direkten Kontrast dastehen. Sind wir in Bezug auf Forschung und Entwicklung von KI für den Gesundheitsmarkt besser als wir dachten? Wo gibt es noch Entwicklungspotenzial?
Rahmenbedingungen Israel vs. Deutschland
Stellen wir Deutschland und Israel einander gegenüber, gibt es vor allem in Hinblick auf die Industriebranche einen interessanten Unterschied, der Einfluss auf die notwendigen Kernkompetenzen von KI-Startups hat. Im Gegensatz zu Israel besitzt Deutschland eine starke eigene Industrie, auf die sich die meisten heimischen Startups konzentrieren. Das kann zum einen Vorteile bringen – keine Sprachbarrieren, keine anderen Rechtsgrundlagen, man fokussiert sich auf das Bekannte. Zum anderen werden Produkte dadurch allerdings oft gezielt für deutsche Großkunden entwickelt und sind weniger auf dem globalen Markt einsetzbar. Aufgrund der anderen wirtschaftlichen Gegebenheiten muss Israel sich hingegen global ausrichten und auf internationale Zusammenarbeit setzen. Die große Stärke, die daraus resultiert, ist, dass israelische Startups einen größeren Markt erreichen und auch in Branchen aktiv werden, die im eigenen Land eventuell weniger vertreten sind.
Der Report „Künstliche Intelligenz – Wo stehen deutsche Startups“* aus dem letzten Jahr vergleicht die beiden Länder im großen Rahmen. Was Israel neben den internationalen und branchenübergreifenden Tätigkeiten von KI-Startups ausmacht, ist die Höhe der Investitionen in dem Gebiet. In Israel wird im Vergleich zu Deutschland fast das 30-fache an Kapital pro Kopf in KI-Startups investiert. Während in Deutschland 4 US-Dollar pro Kopf investiert werden, sind es in Israel 118 US-Dollar pro Kopf.
Doch beide Länder scheinen großes Potenzial für KI in der „Health & Pharma“ Branche zu sehen. Eine Verteilung von KI-Startups nach Branchen zeigt, dass dieser Bereich sowohl in Israel (22,2%) als auch in Deutschland (15,9%) auf dem ersten Platz steht.
Rahmenbedingungen USA vs. Deutschland
Eine Umfrage von Deloitte**, bei der rund 2700 KI-Experten aus insgesamt neun Ländern (Australien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan, Kanada, Niederlande, USA), darunter 200 Experten aus deutschen Unternehmen, befragt wurden, kam zu dem Ergebnis, dass eine große Schwierigkeit am deutschen Markt besteht, qualifizierte Fachkräfte im Bereich KI zu finden. Eine Schwierigkeit mit der die USA dank Standorten wie dem Silicon Valley weniger zu kämpfen haben. Aufgrund der hohen Konzentration an Jobangeboten gilt das Silicon Valley als besonders attraktiv für KI-Experten.
Auch was die Investitionen in KI-Startups angeht, liegen die USA wie auch Israel weit vor Deutschland. In den USA werden pro Kopf 57 US-Dollar in KI-Startups investiert (zum Vergleich: in Deutschland sind es 4 US-Dollar)*.
Wie Deutschlands Rahmenbedingungen sich ändern müssen
Deutschland hat sich als Ziel gesetzt, selbst zur Weltspitze im Bereich Bildung und Forschung zu KI zu gehören. Doch das Ziel scheint an uns vorbeizuziehen. Welche Erkenntnisse lassen sich durch den Vergleich zu Israel und den USA für Deutschlands KI ziehen?
Deutsche KI-Startups sollten sich mehr auf den internationalen Markt ausrichten, um langfristig gedacht erfolgreich zu sein.
Es müssen mehr Investitionen in deutsche KI-Startups fließen.
Die Ausbildung von KI-Experten im Inland muss ermöglicht und gefördert werden.
Deutschlands Attraktivität für ausländische KI-Experten steigern.
Unternehmen haben durch KI-Projekte viel zu gewinnen und wenig zu verlieren. Mut zu Neuem lohnt sich!
Mit dem Bund-Länder-Vertrag zu KI hat Deutschland die Erhöhung der Investitionen und die Ausbildung von KI Fachleuten ein Stück weiter gebracht.*** Ab dem 1. Januar 2022 will der Bund insgesamt fünf Zentren für Forschung und Anwendung von Machine Learning in Deutschland (Berlin, Dresden/Leipzig, Rhein-Rhur, Tübingen und München) finanziell stärken. Der Bund will insgesamt 50 Mio. Euro im Jahr in die Zentren investieren. Hierüber soll auch die Finanzierung von KI-Professuren erfolgen. Das Ziel ist 100 neue Professuren im ganzen Land zu schaffen, 30 davon an den Sitzen der Zentren. Die Finanzierungen soll auch dazu dienen Top-ForscherInnen im Bereich der datengetriebenen KI anzulocken und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses voranzutreiben. So heißt es dann hoffentlich bald „Tschüss, Silicon Valley“ und „Hallo, Berlin oder München“ für einige KI-Experten. Es wird deutlich, dass Deutschland verstanden hat, wo der Schuh drückt, allerdings müssen Krankenhäuser, Kassen, Pharma-Industrie und die Politik gemeinsam Taten sprechen lassen, um zu den Spitzenreitern aufzuschließen!
In unserem nächsten Blogbeitrag nehmen wir die Erkenntnisse aus dieser Analyse und zeigen Ihnen, worauf Sie achten sollten, wenn Sie KI-Expertise für Ihr Krankenhaus hinzuziehen wollen.
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